2000er

Müllberg der Geschichte

Namen kommen und gehen.
Was geworden ist, vergeht.
Es wird nichts übrig bleiben
von Körpern, Empfindungen

und Formen. Die Zeit des
Vergessens ist groß. Die
Fotografie täuscht über das
Gewesene hinweg, Spuren

der Oberfläche, mehr nicht.
Die Tiefe verrät nichts, nichts
soll Bedeutung haben, nichts
soll bewertet und eingeordnet

werden, keine Festlegung!
Verständnislos reagiert die
Zeit, die alles wissen will und
erklärt. Was da nicht hingehört,

wird schnell entsorgt, zu
Höchstpreisen verkauft oder
wieder auf Linie gebracht –
so, wie es die Zeit braucht.

um 2000

Dezembereinsamkeit

Wer einsam ist,
sucht. Wer sucht,
findet, was er so
nicht sucht. Einsam

ist der dunkle Speicher
des Gehirns, nicht du.
Einsam ist deine
Geschichte, sie

kennt sich nicht,
sie ist sich selber
fremd als Rest, du
bist sie nicht. Einsam

ist die Illusion, die sich
nicht finden kann,
sie gibt es nicht! / :
nass, kalt und tot.

So ist es ins Gehirn
geschrieben, lies es:
Dezembereinsamkeit,
ein langes Wort,

ein leerer Film,
mehr nicht, du
kannst nicht finden,
was es gar nicht gibt.

Schnee fällt. Rosen
neigen den Kopf
unter’m Schnee.
Das Wasser friert.

2000

Im Sonnenkreis

Auch die Sonne
fällt einmal in sich
zusammen, ganze
Galaxien und

Universen …, jede
Form, früher oder
später, ganz sicher,
das Größte und das

Kleinste, Kalte und
Heiße …, so auch
die Erde am Rande
der Zeit in der Zeit

losigkeit, ein Ort
großer Gehirne:
„homo sapiens“, die
wollen & wollen, die

denken, die immer
zu denken …, daran
könnt ihr sie erkennen,
eine einmalige Art,

die es schafft, sich von
selbst auszulöschen …,
schaut sie euch an,
schöne Exemplare

gibt es darunter, erfreut
euch daran, wie lange
noch? / Niemand weiß
es! // Alles ist möglich.

um 2000


Mehr geht nicht mehr

Auf was du wartest,
weißt du, genau
genommen, bis
heute nicht. Du

hattest zwar immer
eine bestimmte
Vorstellung, aber
etwas Genaues

stellte sich
konkret nicht ein.
Während du so
wartest, entdeckst du

Körperteile, die nicht mehr
aufhören wehzutun.
Es sind Körper
stellen, von

denen du nicht
einmal wusstest,
dass es sie gibt.
Selbst das bloße

Warten ist schwer
geworden, eine
so schwere Last
wie der Tod. Du

hast alles getan,
was du konntest,
was dir möglich war;
mehr geht nicht mehr.

2000 / 2001

Was ich nicht bin

Die Verneinung von
allem, was ich nicht
bin, ist das Ich,
das da will

und herrscht, es
will überall sein,
nur nicht hier im
Jetzt, das Jetzt

stört so leicht, es
soll anders sein …,
nicht so, so will ich es
nicht, sagt das Ich,

das im Körper sitzt …,
ich beobachte dich,
deine Wünsche …,
Verzweigungen …,

deine ganze Struktur … /
die ich durchschaue,
ich lasse dich hinter
mir! // Ich mag das Spiel,

ich mag die Poesie, ich
mag die Verneinung
von allem, was ich
nicht bin.

2007 / 2008

Für kurze Zeit II

Es geschieht hier und
weit draußen in den
Galaxien, viele gibt es,
unzählige, es findet sich,

es verliert sich und findet
sich wieder …, einatmen,
ausatmen, es geschieht
hörbar, spürbar, der

Körper, maßlos, Herberge
der Seele, die sich darin
verloren hat für kurze
Zeit, betritt wieder die

Mitte, Sinn und Grund …,
die Gegensätze verlieren
sich, Widersprüche heben
sich auf, jetzt ist es so

weit (…), jemand öffnet
das Fenster, Luft tauscht
sich aus, körperbefreit
schließt sich der Kreis.

um 2008